Mittwoch, 25. November 2009

Eine Nymphe präsentiert sich...





...im Gerhard-Marcks-Haus in Bremen. Daphne - Mythos und Metamorphose nennt sich die Ausstellung. Leider verweigert die Hompage des Museums weiter Informationen zu Ausstellungsobjekten und Hintergründen, schade eigentlich - mir jedoch fällt zuerst Berninis Apoll und Daphne ein. Ich habe einmal für euch mehrere Ansichten bereit gestellt - zum einen, da es für dieses Werk unbedingt notwendig ist, zum anderen, da es mich immerwieder aufregt, wenn eine Skulptur nur einansichtig präsentiert wird, wo sie doch DREIdimensional ist.
Ich schätze mal, dass sich die Ausstellung auf die Metamorphosen Ovid's bezieht, in dessen dritten Buch von der Geschichte Apolls und Daphne berichtet wird:

In einem Streit mit dem Liebesgott Amor (der kleine gewitzte Junge mit Pfeil und Bogen) um die Treffsicherheit ihrer Pfeile, muss der siegessichere Apoll zurückstecken - er wird von Amor getroffen, entflammt unrettbar in Liebe zu der schönen Daphne, die er daraufhin verfolgt. Diese jedoch verschmäht sein Liebeswerben, da Amor ihr einen Anti-Liebespfeil verpasst hat und flieht vor Apolls Umarmungen. Als der Gott Daphne nach einer bittersüßen Verfolgungsjagt einholt, wird sie auf ihre Bitten hin vom Vater (Flussgott Peneius) in einen Lorbeerbaum (griech. dáphne) verwandelt.

Ich muss diesbezüglich etwas ausholen, da mich Berninis Skulptur fasziniert, da er die gesamte Metamorphose in seinem Werk verwirklicht. Daher habe ich hier auch mehrere Ansichten rangehangen, die jedoch nicht ausreichen, die gesamte Verwandlung nachzuvollziehen. Denn betrachtet man die Skulptur im Original, so beginnt man mit der Rückansicht, in der man von Daphne noch nicht viel mehr als ihr Tuch sieht - beim weiteren Umschreiten wird Daphne zunehmend sichtbar, zunächst noch in weiblich-körperlicher Gestalt - beim weiteren Schreiten wird sie zunehmend zum Lorbeerbaum - die Metamorphose vollzieht sich mit der Umschreitung des Betrachters.

Auch kann dieses Phänomen rückwärts gelesen werden, wenn man die Umschreitung in die entgegengesetzte Richtung vollzieht - dann versteht man sie als Allegorie auf die Bildhauerkunst, wenn es so aussieht, als würde Apoll aus dem Lorbeerbaum die Nymphe Daphne "herausarbeiten".

...doch Schluss mit meinem emphatischen Exkurs und zurück zum eigentlichen Thema: Nicht nur Bernini hat dieses Thema bearbeitet - von daher kann man gespannt sein, wie sich seine Zeitgenossen (davon gehe ich mal aus) mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

1 Kommentar:

oberhausen.zwoelf@facebook.com hat gesagt…

Die Beschreibung ist perfekt. Leider kann man das Erlebnis, sie zu sehen, weder im Bild, noch per Text wirklich beschreiben oder wiedergeben.
Da gibt's nur die eine Möglichkeit.
Vor dem Original zu stehen
Pardon...
...umher zu gehen